irgendwie waren wir froh das sogenannte 'Grand Hotel' verlassen zu können und die Fähre schipperte uns an Toshima vorbei in Richtung Oshima. Uns wurde erszählt, dass vor ein Paar Jahren der Vulkan auf Toshima ausgebrochen ist und die Menschen alle evakuiert wurden und erst seit kurzem die Insel wieder bewohnbar ist. Hmmmm – das gibt zu Denken.
Diesmal holte uns niemand im Port von Motomachi ab und so latschten wir erst mal zur nahen Tourist Info neben dem Busbahnhof um uns zu erkundigen wie man nach Okada kommt. Wir kauften uns ein 2 Tages all inklusive Busticket und schon ging es los. Motomachi ist eher nichtssagend und die Fahrt führte am ruhigen Flughafen vorbei, durch Tunnel hindurch zum idyllisch gelegenen Hafen von Okada. Direkt am Kai war die Haltestelle und gegenüber erwartete uns unser Minshuku (traditionelle japanische Pension) mit bunten aufgeblasenen Schwimmreifen und Plastik Tieren im Restaurant des Erdgeschosses.
Schrill! Sogleich gönnten wir uns ein feines Süppchen und wir bezogen unser einfaches Tatami Zimmer im 1.Stock. Echt charmant – aber alle Zimmer sind nur durch dünne Schiebetüren getrennt und alles ist sehr hellhörig. Dusche, Toilette und Bad auf dem Flur so wie hier üblich. An der Klimaanlage und am Fernseher gab es einen Münzautomat um sie mit 100 Yen zum Leben zu erwecken.
Doch die waren ausser Betrieb. Uns war das eh egal, da wir weder das Eine noch das Andere benutzten. Sehr zum Unverständnis aller Anderen. Bei 35°C und ca. 70% Luftfeuchtigkeit laufen eigentlich immer und überall die Kältemaschinen auf Hochtouren und niemand interessieren die Kosten oder gar die Umwelt. Naja – so ist das.
Der Hausherr sprach auch Englisch und uns wurde genauestens erklärt wann wir unsere Mahlzeiten erhalten sollten.
Zu unserem Glück bekam der begeisterte Surfer Besuch von seinem Kumpel aus Chiba, der Profi Surfer ist und er wollte ihm die Insel zeigen. Ganz lässig fragte er ob wir mitkommen wollten – und natürlich wollten wir !!! Und wie!
Und so bekamen wir im privaten Surfmobil in einer 3 stündigen Rundfahrt alle Geheimnisse der Insel im Schnelldurchlauf kredenzt.
Einmal rundherum und quer durch. Wir fuhren durch die berühmte Camelien Allee und bewunderten die Senba Stratum Section mit ihren 600m langen, 90 lagigen erstarrten Lavaströmen des Mount Mihara.
Wir durchquerten den Camelien Park und vorbei am Zoo ging es hinauf in den Vulkankegel. Eine schwarze, von Lavakieseln bedeckte Steinwüste oben auf dem momentan ruhigen Vulkan.
Erst 1985 war der letzte Ausbruch mit glühenden Lavaströmen, die bis ins Tal hinunter flossen. Und wir in diesem Surfmobil mit kaputten Radlagern, querfeldein stets Bergauf bis zum Gipfel. Gottlob versuchte unser mit Badelatschen ausgestatteter Bergführer nicht ganz hoch zu fahren und so erklommen wir den Gipfel per Pedes. Sensationell die Aussicht und doch ein mulmiges Gefühl im Magen. Der Magma irgendwie zu nahe.
Am 'Fude' genannten 30m hohen Fingerzeig Gottes vorbei (es ist eigentlich ein Fels der gen Himmel zeigt und an den vulkanischen Ursprung und seine Gefahren erinnert) ging es zum Habu Port. Spielende Kinder fischten nach Algen und machten es den Grossen schon sehr gut nach
und nach einer Erfrischung zeigten sie uns noch das Odoriko-no-sato Museum, das sich (mit lebensgrossen Puppen original nachgestellten Szenen) in einem luxuriösen Meiji-era Hotel befindet.
Das war beeindruckend. Natürlich fuhren wir alle erdenklichen Hotspots zum Surfen an – doch auch auf dieser Insel gab es keine Wellen und so zogen die enttäuschten Surfer mit uns weiter. Am idyllisch gelegenen Toushiki Campground vorbei zum Sanohama Beach.
Aber wieder keine Welle. Und so schloss sich der Kreis auf den bestens ausgebauten Strassen und wir kamen schon hungrig im Minshuku an. Mit den coolen Jungs zusammen gab es dann Abendessen und mehrere Freunde kamen noch auf ein Bier vorbei. Alle mit Waschbrett Bauch und braun gebrannt. Ich weiss auch nicht wo meine Frau da immer hingesehen hat :-)
Nach einer unruhigen Nacht in diesem traditionellen Holzgebäude machten wir uns Tags drauf mit dem Bus auf um den Camelien Garten zu erwandern. Leider blühte es jetzt im Sommer nicht mehr – aber die Anlage war sehr schön und gepflegt und die Bäume spendeten willkommenen Schatten.
Nach kalten, sauren Nudeln besuchten wir den angrenzenden Zoo, mit Kamelen, Bergziegen, Flamingos, Adlern und jeder Menge Federvieh - doch die Hitze trieb uns zurrück in die Wälder.
Erst am Nachmittag ging der nächste Bus hinauf zum Onsen am Rande des Kraters. Der Standard ist jedoch mässig und die Zeit ist in den Achzigern hier stehen geblieben. Also mit dem nächsten Bus hinab nach Motomachi durch herrliche Wälder und Strassen die zum Motorrad fahren einladen würden. Leider nimmt die Fähre nur Zweiräder mit bis zu 250cc mit, und so verhindert diese Regulierung einen Besuch mit meinem Moped.
Zu Fuss machten wir uns dann auf den Weg die Küste entlang zum Flughafen und da es schon in Richtung Dämmerung ging hielten wir ein Auto an, das uns mit nach Okata nahm. Auf dem Weg entdeckten wir eine auf Taucher spezialisierte Pension mit lauter neu gebauten Holzhäuschen direkt am Meer. Schön gelegen und nah zum Hafen von Motomachi. Das nächste Mal buchen wir hier mit BBQ am Abend in der untergehenden Sonne.
www.pension101.jp
Unsere fast 5 Stündige Fahrt mit der Fähre gen Tokyo war bei ruhiger See sehr entspannend und wir beobachteten die vorbeiziehenden riesigen Frachter und Tanker und jede Menge Autotransporter. So schlecht kann es den Autobauern auch wieder nicht gehen!
Nach einem Nickerchen in der lauen Brise des Pazifiks sog uns die Metropole wieder in sich auf und wir waren super erholt. Willkommen zurück im Glut Ofen Tokio's. 35°C Tags und 32°C Nachts – na herzlichen Glückwunsch!
Sayonara
Jack-san