Konnichi wa,
ich kochte vor Wut und am liebsten hätte ich diesen braungebrannten, machohaften Strandboy durch den Suppenseiher gequetscht – aber ich bin ja nun schon abgeklärter geworden und hier bin ich schliesslich auch noch Ausländer. Aber der Reihe nach.
Wir machten einen Ausflug zusammen mit meiner Schwester, meiner Nichte und Ayumi meiner japanischen Freundin nach Kamakura und der Insel Enoshima. Kamakura kannte ich bereits und diesmal hatten wir ja auch eine Einheimische dabei und so war das alles ganz einfach. Mit dem Bus zur Tokyo Station und dann in die Yokosuka Line Richtung Kurihama. Wir hatten bei der JR am Schalter wieder ein Kamakura rundum Sorglos Paket gekauft, das es für das Kind bis 11 Jahre auch zu 50% gab. Das machte es viel bezahlbarer. Dies beinhaltet dann auch die kleine Trambahn nach Enoshima, das wir noch nicht kannten.
Da meine Nichte Magdalena baden liebt versprach ihr der gute Onkel auch, dass wir an den Strand gehen und sie schwimmen darf im grossen Pazifik. Sie wollte unbedingt obwohl ich sie mehrmals vor den 2m Quallen und den riesigen Fischen gewarnt hatte…..
Also am Bahnhof in Kamakura angekommen fragten wir den freundlichen und hilfsbereiten Info Mitarbeiter nach dem Bus und los ging’s gleich. Verpassen kann man den Bus auch nicht weil ein grosses in Englisch geschriebenes Schild den Weg weist. Direkt vor den Souvenirläden hielt der Bus und wir waren wiederum von der Aura des Buddhas begeistert. Auch von innen kann man den riesigen Bauch des Heiligen betrachten und erfährt aus wie vielen Einzelteilen der 130 Tonnen Mann gebastelt ist. So 1300 rum war das ja noch nicht so einfach solche Lasten zu bewegen. Gewundert haben wir uns noch wie hier auf der Anhöhe eine Riesenwelle das Holzhaus um den Allerheiligsten wegspülen konnte?! Das muss ein Tsunami unglaublichen Ausmasses gewesen sein!
Wir besuchten dann den angrenzenden Souvenirladen am Ausgang, der viel Kitsch und auch Waffen verkauft. Wir fanden tolle Kühlschrankmagnete aus Keramik und Emaille als Mitbringsel. Im Dutzend wars aber auch nicht billiger.
Danach machten wir uns zu Fuss die Strasse hinab auf den Weg Richtung Hasedera Tempel. Kurz vor der Hase Station der Enoden Line weist ein Schild den Weg. Alleine der Eingang mit den Bonsai Bäumen und der grossen roten Laterne sind atemberaubend. Die Höhle rechterhand konnten wir nur gebückt besuchen und fanden die kleinen Opfer Figürchen in all den Nischen besonders interessant. Kühl war es ausserdem. Dann treppauf zu der hübsch anzusehenden aus tausenden ca. 20cm hohen Figuren bestehenden Armee. Allesamt gespendet im Gedenken an behindert geborene oder in jungen Jahren verstorbene Kinder. Ein betrüblicher – aber Ruhe und Besinnlichkeit ausstrahlender Ort.
Die vielen Stufen durch den Garten sind im Frühjahr während der Blüte weitaus lohnenswerter gewesen. Nur der Ausblick ganz oben über die Anlage mit ihren vielen sehenswerten Tempeln und über die Bucht von Kamakura machen es zum Vergnügen.
Wieder unten angekommen knurrte der Magen und ich wurde schon ungemütlich und wer Erdbeeben Feeling und gutes japanisches Futter will geht durch den Vorhang der kleinen Gaststätte direkt rechts neben der Hase Bahnstation. Bei jedem vorbei fahrendem Zug sprang uns fast die Schüssel mit gebackenen Shrimps auf lecker Reis vom Tisch. Tee gab es aus dem Dispenser am Tisch soviel rein ging und ich war wieder happy.
Dann ab in die ratternde uralt Bahn nach Enoshima, vorbei an all den Surfern, die man vom Zug aus beobachten kann. Lange Sandstrände und kein bisschen Schatten.
Dann zu Fuss über die Brücke und hinein in die Souvenirläden, die den Weg bergauf Richtung des Shrines säumen. Ein Restaurant neben dem Anderen und haufenweise Spielsalons vermiesten uns den Weg. Wir suchten Schatten und verweilten etwas direkt am Meer. Jeden von uns überkam der Fluchtgedanke und diesmal hatte auch ich keinen Blick für das Schöne, das auch mir verborgen blieb. Kitsch, Kram, laut und überfüllt – das ist alles.
Die junge Dame wurde auch immer ungeduldiger und der Schweiss rann in Strömen und so trieb es uns an den vollen Strand. Dieser ist bewacht und der Schwimmbereich ist mit Netzen geschützt.
Noch nie hatten wir so viele braungebrannte Japaner/ -innen gesehen. Irgendwie fühlten wir uns auch alt. Alles so unter 20 ! Und den ganzen Strand entlang eine Bude nach der Anderen wo es Getränke und Futter und auch Umkleiden gab.
Also nix wie rein in irgendeine und Ayumi fragte den Beachboy am Eingang noch ob wir hier was trinken können und im Schatten aufs Kind warten. Kaum war Lene im Wasser und wir hatten Getränke gekauft, kam auch jener Boy wieder und wollte 1500 Yen pP. Miete fürs rumsitzen. Nach einer Diskussion und bösen Blicken verliessen wir das Etablissement und mir platzte fast der Kragen. Angie lief los und holte Lene. Aber wie ? Die war weit draussen. So fragte sie einen ca. 15 Jährigen, und der holte die anschliessend irgendwie verschreckte Nichte aus dem kühlenden Nass heraus. Wieso nur? Da kommt ein wildfremder Angeschwommen und erklärt ihr wild herumfuchtelnd irgendwas……Sie flüchtete wie wir auch und wir waren froh diesen Ort verlassen zu dürfen. Erinnert hatte mich das an unsere Begegnung einen Tag vorher mit den Nazis, die laut schreiend mit ihrem Bus an uns vorbei zogen und alte Kriegslieder spielten und Hassparolen schrien…….
Und nochmals ein Dankeschön an den ‚Rettungsschwimmer’ für Lene 8-) , der unser Japanbild wieder zurecht rückte.
Sayonara
Jack san
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