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  • : Abenteuer Tokyo
  • : Unser Abenteuer mehrere Jahre nach Japan zu gehen und alles hinter uns zu lassen.
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  • Jack: Koch, Kfz-Meister, Deutschlehrer,  Zweirad-Verrückt, Gourmet
/////Susanne: Financial Controller, Erbsenzähler, Leseratte, Diamonds are her best friend, Gourmet
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Tokyo Metro Plan

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1. Januar 2009 4 01 /01 /Januar /2009 23:27

Konnichi wa,

 

zaghaft fragte ich die Bedienung von unserem belgischen Stammlokal nochmals ob es denn zu Sylvester eine Party gibt. Sie druckste ein wenig herum aber bestätigte letztendlich für 2 Personen um 20:00 Uhr die Reservierung. In etwas holprigem Englisch wurde mir noch erläutert, dass es die typischen Soba Nudeln zu essen gibt.

Raphael, ein Deutscher zu Besuch über Neujahr hatte sich bei mir über meinen BLOG gemeldet und wir machten aus, dass wir uns am 31. zum Sightseeing treffen. Wir besuchten die Tempel von Asakusa und fuhren den Sumida River mit dem Boot hoch. Dies war eine gute Einstimmung und spontan beschlossen wir zu Dritt zu feiern. Susanne kam gerade mit uns zusammen nach Hause und so machten wir uns zu Dritt auf den kurzen Weg zum LaLaPort rüber – unserem riesigen Einkaufszentrum. Die Kneipe ist im Erdgeschoss und riesige Fässer und Heizstrahler flankieren den gläsernen Eingang. Es waren auch schon einige Gäste da und wir wurden überschwänglich begrüsst. Die Tische waren beiseite geräumt worden um mehr Platz zu schaffen. Kaum Platz genommen kam auch schon die super freundliche Bedienung an und stellte uns 3 Bier hin mit dem Kommentar: Auf’s Haus! Dies war eine nette Geste und der Abend fing gut an. Hinter dem Tresen werkelte bereits ein Koch, der gerade noch vom Lieferservice seine frische Uniform geliefert bekam. Er knetete – nein er zelebrierte es – das Mehl und die feinsten Zutaten zu immer grösser werdenden Kügelchen zu formen. Irgendwann war dann das Werk vollbracht und der Teig konnte ausgerollt und zu handgeschnittenen frischen Soba Nudeln verarbeitet werden. Der traditionellen, glückbringenden, zu Reichtum verhelfenden Neujahrs Speise.
Zwischendurch gab es als Vorspeise immer wieder ein Paar Häppchen. Fritierte Garnelen oder auch Heringe – dann saueres Gemüse und gesäuerte Kalbsfricasse Stückchen und alles mit viel Liebe und bedacht zubereitet. Sehr lecker! Wir Gaijins bekame zur Ehre auch noch die ersten Portionen Soba und jeder schlürfer von uns wurde genauestens beobachtet. Sehr anregende Gespräche entwickelten sich und die ersten Ladies hatten auch schon einen im Tee. Mittlerweile standen alle beisammen und der Chef hielt eine mit grossem Hallo bedachte Rede. Eine sehr lockere und ausgelassene Stimmung ohne hämmernden Beat und fast Familiär. Wir tranken belgisches Whitbier und zu den Nudeln gab’s Sake in rauen Mengen. Um 23:00 Uhr teilte der Chef uns mit, dass in 10 min. geschlossen wird und alle zum Tempel zum beten fahren. Wir schlossen uns an und mit dem Taxi ging es durch das ruhige Toyosu.


Am Tempel angekommen wuselte es nur von Menschen in Feierlaune und wir machten noch ein mitgebrachtes Bier auf vor wir uns in die lange Reihe der Wartenden einreihten. Alle standen an um mit 2 Verbeugungen, 2x Hände klatschen, Hände falten, beten, nochmals verbeugen und dann nach links abschwenken das Neue Jahr möglichst genau an Mitternacht zu beginnen. Wir hatten auch unsere Opfergabe von 500 Yen in das Gitter geworfen und fühlten uns wie die Buddhisten. Sagenhaft! Ich glaube die Bitten und Wünsche waren bei uns allen die Selben.

Anschliessend schlenderten wir durch die zahlreichen Essensstände und fanden noch ein Plätzchen in einem kleinen Zelt und genossen noch ein Paar Bierchen und leckere japanische Häppchen. Nicht alles war unser Geschmack – aber dafür zeigten die mittlerweile ganz schon betrunkenen Gastgeber Verständnis. Irgendwie fühlten wir uns das erste Mal so richtig aufgenommen und fast heimisch. Plötzlich wurde dann zum Aufbruch geblasen und wir stürmten auf die raren Taxen los und bald schon erreichten wir unseren Wolkenkratzer und das Jahr hatte super begonnen. Es war gerade mal 3 Stunden alt.

 

Sayonara

 

Jack san

 

Neue Bilder gibt’s unter Aktuell und Sylvester

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23. Dezember 2008 2 23 /12 /Dezember /2008 02:55

Konnichi wa,

 

wir lagen bei unglaublichen 19°C und strahlendem Sonnenschein im Shinjuku Gyoen National Garden. Der doch frische und böige Wind spielte mit den grossen Blättern und manchmal überrollte uns eine richtige Blätterwelle. Wir hatten die Blätter überall – in den Schuhen, in den Haaren, in der Zeitschrift die wir gerade lasen und auf unseren Bentoboxen. Diese hatten wir für unser Picknick im Park noch schnell beim örtlichen Supermarkt ausgesucht. Toll am Sonntag Morgen einkaufen zu können und das in einer Auswahl und Frische die wirklich erstaunt. Die im Markt zubereiteten Speisen zum Mitnehmen werden nett präsentiert und es gibt alles als kleines Menü abgestimmt eben in diesen Einweg Bentoboxen incl. Stäbchen dazu. Der Verpackungswahn kennt sowieso keine Grenzen und so wird das Plastik nochmals in ein Tütchen und dann noch in eine weitere Tragetasche gepackt, dass auch ja nix auslaufen kann.  Wir genossen es vom warmen Wind durchgepustet zu werden, den spielenden Kindern um uns herum zu zusehen und fürs leibliche Wohl war auch bestens gesorgt.
Neben uns traf sich wohl die örtliche Volkshochschule zum Malkurs und sie pinselten oder zeichneten die einmaligen japanischen Kirschbäume ohne Blätter vor der Skyline Tokios ab. Ein komisches Bild für mich – hier der perfekte Garten und dahinter diese Glas und Betonwüste. Aber den Malern gefiel es. Ein Paar Meter weiter beobachteten wir einen Profi Fotograph mit 2 Schülerinnen, die für ein Bild mehrere Stunden alles eingerichtet und immer wieder Lichteinfall messend abgewogen hatten ob nun wohl der richtige Zeitpunkt für den alles entscheidenden Druck auf den Auslöser sei.

Sobald die Sonne hinter den Bäumen verschwand wurde es zu ungemütlich und wir machten uns auf den Heimweg. Es wurde sehr schnell dunkel und so sahen wir überall die blinkenden LED Weihnachtsbäume, illuminierte Gebäude oder auch von vielen glitzernden Lämpchen erstrahlenden Bäume. Ja es ist Weihnachten – ein bisschen wenigstens.

Am Vorabend besuchten wir im Tokyo International Forum die ‚Magic Flute’ also die Zauberflöte in einer afrikanischen Inszenierung. Alles schwarze Sänger und Musiker und sehr locker. Das Orchester bestand ausschliesslich aus Xylophonen und Blechtrommeln. Teils mir zu laute eben blecherne Trommelwirbel aber insgesamt ein gelungener Versuch die Beiden Kulturen zu mixen. Auch wenn so mancher Ton nicht perfekt war hatten wir einen super Abend und in der Pause gab es für uns ein Gläschen Champus – so wie sich das gehört. Die Japaner holten hier ihre Bentoboxen heraus und den mitgebrachten Saft aus dem Tetrapack und am Verkaufstand mussten wir so nichtmal anstehen.

Das Shin Manounuchi Building ist gut zu Fuss erreichbar und den Abend liessen wir im 7. Stock in einer tollen Bar und einem Glässchen japanischem Rotwein und ein Paar Häppchen dazu ausklingen.


Wieder unten angekommen kam doch glatt der Weihnachtsmann an uns vorbei – aber im modernen Hightech Land Japan natürlich nicht mit dem Rentierschlitten – sondern im Hybrid Dreirad mit Glitter, LED und selbstverständlich Stromlinienförmig. Und so hoffen wir, dass er auch zu Euch allen findet und seine schwere Last ablädt.

 

Wir wünschen Euch allen Merii kurisumasu !!!!!

 

 

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16. Dezember 2008 2 16 /12 /Dezember /2008 02:36

Konnichi wa,

 

gestern hatte ich mich mit meiner Instruktorin, meines Supermarkt Ausfluges, ganz am Anfang unseres Abenteuers wieder getroffen. Ein sehr anregendes und interessantes Gespräch entwickelte sich. Wir besuchten den Christkindl Markt in den Roppongi Hills und ich konnte etwas über unsere Gepflogenheiten und die weihnachtlichen Bräuche berichten. Ayumi war ganz begeistert von den Räuchermännchen und den lecker duftenden Lebkuchen, Brezen, Kräutersträusschen und nicht zuletzt Würstel mit Kraut und – einem Franziskaner Weissbier. Da konnte ich natürlich auch nicht nein sagen. Während wir einen leckeren Starbucks Kaffee genossen stellten wir fest, dass die Kulturen doch viele Gemeinsamkeiten haben.
Wir haben Räuchermännchen und hier werden zu Ehren der Götter Räucherstäbchen abgebrannt. In beiden Religionen werden die Toten besonders geehrt. Wir haben Allerheiligen und diesen Tag begehen sie hier genauso wie auch wir – nur eben an einem anderen Tag. Aber genau nach dem gleichen Schema. Man besucht die Familie in dem Ort in dem man seine Wurzeln hat und sich das Familiengrab befindet. Ebenso  kümmert man sich um das Grab und Blumen werden von allen Familienmitgliedern mitgebracht und auf das Grab gelegt. Etwas Besonderes ist es, dass alle Gekommenen ein Geschenk erhalten. Dies ist fast schon eine Unsitte hier. Immer wenn man in Urlaub fährt muss man eine Schachtel mit einzeln verpackten Keksen mitbringen. Ebenso ist das, wenn Susanne nach dem Urlaub wieder den 1. Tag arbeitet wird von den Mitarbeitern erwartet, dass die Chefin etwas mitbringt. Egal ob Hochzeit, Beerdigung, Urlaub oder sonst eine Gelegenheit bei der man zusammen kommt bekommen die Teilnehmenden vom Gastgeber als Dankeschön fürs kommen ein Geschenk. Das ist ganz schön zeitraubend und anstrengend wie Ayumi erzählte. Man achtet bei der Auswahl des Geschenkes auf den Rang des Beschenkten ebenso wie auf die Länge der Anreise und berücksichtigt auch noch zurückliegende Einladungen und Ereignisse. Höchst kompliziert und ja keinen Fehler machen.

Auch in den Familien ist vieles gleich. Jedoch gelten hier noch oft die gleichen Regeln wie bei uns vor dem Krieg. Der älteste Mann ist das Familienoberhaupt und hat auch das Sagen. Der Mann verdient die Brötchen und die Frau kümmert sich um Haushalt und Kinder. Im modernen Japan wird diese Rollenverteilung aber auch langsam aufgeweicht – aber wie gesagt sehr langsam. Oft arbeitet die gut ausgebildete Frau bis zur Heirat und geht danach vielleicht noch halbtags zur Arbeit. Bei uns im Haus leben recht viele vermögende Paare, die keine Kinder haben – aber dafür einen kleinen Köter. Diese werden einem Kind gleich gehalten. Mit Wägelchen und Kleidchen und Samstags zum Friseur. Tja Auswüchse gibt es überall.

Ein gesellschaftliches Problem sind die manchmals unfassbaren Überstunden die geleistet werden. Ayumis Mann arbeitet im Agrar und Fischerei Ministerium und ist so wie das ganze bürokratische Monstrum ganz schön unter Druck. Vergleichbar mit dem Verwaltungsaufwand in Brüssel geht alles langsam und bürokratisch und es passieren in dieser langen Kette viele Fehler. Es wird ihnen z.B. in der Presse fast täglich vorgehalten, dass sie nicht ausreichende Kontrollen des Reises vorgenommen hatten und so den aktuellen Reisskandal mit zu verantworten haben. Es wurde Futterreis in grossen Mengen an die Lebensmittelindustrie verhöckert und so riesen Profite gemacht.  Um all die nötigen Änderungen durchzuführen arbeiten die Beamten teils bis 3 Uhr Morgens und fahren dann mit dem Taxi nach Hause. Immer mit dem Gleichen und der Taxifahrer förderte dies mit einem Bierchen, das er sponserte und so gab es gleich den nächsten Skandal. Auf alle Fälle ist dies bei einer 6 Tage Woche für die Beamten eine Zumutung und die Familien Daheim leiden sehr darunter. Die Kinder sehen ihren Vater nur Sonntags und die Frauen müssen ihr eigenes Leben führen.


So lernte ich Ayumi kennen, da sie viel freie Zeit hat und sich in der Meguro International Friendship Assosiation engagiert. Wirklich toll was hier mit Regierungsgeldern für uns Ausländer alles getan wird. Kochschule, Einkaufsratgeber, Basar, Kurse, Japanisch Lehrer, Treffen und vieles mehr werden hier organisiert und auch teils finanziert.

Letztens hatte Ayumi den Fuji san erklommen. Immerhin 3776 m hoch der höchste Berg Japans und mit Bergführer erzählte sie war es gar kein Thema. Toll ohne vorher besonders trainiert zu haben. Ich Supersportler verneigte mich – wieder mal – aber diesmal vor Erfurcht.

 

Sayonara

 

Jack san

 

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4. Dezember 2008 4 04 /12 /Dezember /2008 02:31

Konnichi wa,

 

Advent, Advent ein Lichtlein brennt. Zur Erinnerung wir befinden uns hier in einem unchristlichen Land und die Menschen gehören überwiegend dem Glauben der Buddhisten oder Shintoisten oder Beidem an. Die Japaner nehmen es mit der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kirche nicht so genau. Ich habe eher den Eindruck, dass sie sehr pragmatisch damit umgehen. Man nimmt sich aus jeder Religion das heraus was gerade passt. Wir haben schon pompöse Hochzeiten nach unserem Vorbild gesehen und unweit unserer Wohnung gibt es ein ‚Wedding Village’ – einem idyllischen, französischen Dorf nachempfunden mit Dorfkirche und nur zur Inszenierung des Rituals erbaut. Wie im Film – alles gestellt und reine Kulisse. Nur im Dorfwirtshaus gibt’s auch authentische Haute Cuisine und im Café nebenan Croissants.

Genauso wird die Adventszeit gelebt. Viele Japaner waren bereits in good old Germany und haben auch die Christkindlmärkte besucht und gefallen an unserer Kultur gefunden. Um nicht zu sagen sie sind verrückt danach. Würstl mit Kraut und Glühwein oder Franziskaner Weissbier verursachen beim hiesigen Weihnachtsmarkt endlose Schlangen. Von Mercedes Benz Japan gesponsert findet nun im 2. Jahr in den Roppongi Hills im Shoppingcenter unter Dach und im 3. Stock gelegen der Weihnachtsmarkt statt. Das Goetheinstitut stand mit Rat und Tat zur Seite und so fühlten wir uns letztes Wochenende fast wie Daheim. Bei Würstl, Brez’n, Weissbier und Glühwein.


Zum 50. Jahrestag des Tokyo Towers wurde dieser in ein Meer von grellen LED’s gepackt und glitzert nun um die Wette mit den allesamt gesponserten Illuminationen quer durch die Stadt. Alles funkelt und diamantengleich wird man von dem blitzenden Lichtermeer in seinen Bann gezogen. Die Milchstrasse mit den Sternzeichen und dem futuristischen Häuschen dahinter versetzen uns in eine andere Welt – weit in der Zukunft und wir fühlen uns wie bei den Marsmännchen. Hier ein riesiger Leuchter, der andauernd seine Farbe wechselt, dort ein stählerner Baum mit Myriaden grüner LED’s zum Leben erweckt. Eine Ecke weiter entdeckten wir einen Weihnachtsbaum ganz aus Glas, natürlich von innen begehbar und der beliebteste Fotospot. Ja das ist besonders wichtig. Wir haben den Eindruck alles ist eigentlich nur da um mit den tollen Hightech Kameras Made in Japan fotografiert zu werden.  Die Strasse runter sind die weltberühmten Kirschbäume, die normalerweise das Kirschblütenmotiv darstellen mit -ausdrücklich erwähnt- den gleichen Lichterketten versehen wie die des Champs-Élysées und sind nun das Fotomotiv schlechthin. Und nachdem hier die Wertschätzung direkt proportional mit dem Aufwand steigt schmeissen sich die Japaner schier in den Staub ob dieses Anblicks. Uns versetzt es doch wenigstens ein wenig in eine vorweihnachtliche Stimmung – aber in diesem Trubel und Menschenmeer siegt irgendwann der Fluchtgedanke und die Besinnung auf das Wesentliche rückt in weite Ferne.

Zu Hause angekommen überraschte ich dann meine Gattin mit dem zum Adventskalender umgebauten Kühlschrank und bei einem Gläschen leckeren Rotwein hatten wir dann doch noch die Muse und Zeit die Adventszeit im Kerzenschein zu beginnen.

Allen Lesern wünschen wir hiermit eine besinnliche Adventszeit!

 

Sayonara

 

Jack san

 

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24. November 2008 1 24 /11 /November /2008 15:08

Konnichi wa,

 

es ist früh – zu früh und es ist kalt – zu kalt. 4:15 Uhr morgens und wir wollen zum Tsukiji Fischmarkt in Tokyo unweit unserer Wohnung in Toyosu. Jeden Tag liefern Schiffe aus der ganzen Welt hier ihre Fracht an und da Japan der grösste Abnehmer für Thunfisch ist floriert hier der Handel. Wir nahmen ein Taxi um die kurze Strecke zu überbrücken, da um diese Tageszeit in dieser riesigen Metropole noch keine Busse fahren. Nach ein Paar Minuten und einer kurzen Diskussion mit dem Taxifahrer erreichten wir mit einem kleinen Umweg den Eingang zur unglaublichen Stadt des Fisches. Es riecht bereits nach dem Unvermeidlichen und so früh bereitet es mir Unbehagen um nicht zu sagen es würgt mich fast. Ich hatte nur eine schnelle Tasse Kaffee hinter mir und nun das. Ein Geruch – ich meine fast - verwesenden Fisches überzieht die ganze Region. Nach kurzem Umherirren  trafen wir auf unsere Truppe mit der wir verabredet waren. Der Garnelenlieferant vom Mandarin Oriental hatte uns freundlicherweise zu diesem Trip eingeladen. Wir besuchten erst mal den Laden und konnten den Leuten bei der Arbeit zusehen und beobachteten wie die Garnelen per Hand roh geschält wurden. Immer auf der Hut nicht von einem der komischen Fahrzeuge, die all die Fischlein im Styropor verpackt transportieren  und mit einem Affen Zahn an uns vorbei rauschen, unter die Räder zu kommen suchten wir unseren Weg. An lebenden, frischen Garnelen im Styropor Gefängnis vorbei und Muscheln die wir im Leben noch nicht gesehen hatten. Tolle super frische Tierchen überall und teils sogar ziemlich grosse lebende Exemplare, die dann in Kisten verpackt werden. Wie die dann in den Markt kommen will ich nicht wissen. Der Führer kannte die Händler und so war es uns möglich in die geheiligten Hallen der Auktionen vorzudringen. Mit Haken wurden von den Gutachtern die gefrorenen Thunfische aus aller Welt behakt und das kalte Fleisch begutachtet. Ein komisches Schauspiel in dieser gefrorenen Welt. Die Fische haben ihren eigenen Schwanz in den Kiemen und an der Schnittstelle hacken sie Stückchen heraus um die Qualität zu beurteilen. Auf einem Podium steht der Auktionator und in einer umgekehrten Auktion werden die Fische an den Mann gebracht. Vom Höchsten Preis zu dem den einer bereit ist zu bezahlen – wirklich witzig. Das Schild auf der Mütze identifiziert den Händler und im Hintergrund wuseln die Mitarbeiter um all die versteigerte Ware richtig zuzuordnen.


Ein paar Meter weiter können wir beobachten wie ein riesiger Thunfisch zerlegt wird und bestaunen die 2m langen Schwerter mit denen teils 2 Mann den Fisch teilen. Top professionell und ganz ohne Verlust wird so ein 200kg Fisch zerteilt. Nebenan warten bereits die Restaurantbesitzer die hier persönlich die Qualität checken und super frisch einkaufen. Nur Stunden später servieren sie in ihren Restaurants den rohen Thunfisch als Sashimi. Schmeckt sensationell mit etwas grünem Wasabi Meerrettich und einem kleinen Dip Sojasosse. Die Styropor Kisten werden getragen, gezogen, auf dem Radl gestapelt oder mit diesen komischen Karren mit einem riesigen Lenkrad versehenen transportiert. Überall wuselt es um uns herum und wir müssen stets auf der Hut sein nicht unter die Räder zu kommen.

Langsam dämmert es und unser Führer signalisiert uns, dass wir Richtung Ausgang laufen sollen. Ungern folgen wir ihm an all den Kisten frischen Fisches vorbei und wir sehen auch Krebse, Königs-Krabben und eine grosse Tonne mit ich glaube Seeschlangen. Bahhhhhhh - hoffentlich muss ich die nie versuchen. Alle lebend und der Bottich wurlt so richtig.

Lebend am Ausgang angekommen werden wir direkt zu einem Restaurant geschleppt, in dem natürlich roher Fisch serviert wird. Heisse Suppe und grüner Tee runden das leckere Frühstück um 6:00 Uhr morgens ab. Survived dachte ich mir und sehnte mich nach einer heissen Tasse Kaffee und etwas Wärme. Doch zuerst noch schnell zum Souvenirs kaufen an dem Laden vorbei wo es die leckeren Fischchips gibt. Getrockneter Bonito in hauchfeine Scheiben gehobelt und mit Reis serviert soll angeblich gut schmecken. Danach noch zum Süsswaren Verkauf, der süsse Bohnen in allen Varianten einpackt und das beliebteste Mitbringsel für die Daheim gebliebenen darstellt. Nach einer Verabschiedung mit mindesten 20 Verbeugungen und dem erneuten Austausch der Visitenkarten machten wir uns auf den Heimweg. Susanne mit dem Taxi ins Hotel und ich durch die wärmende Morgensonne zu Fuss durch Tsukijima, an den ärmlichen Fischerhütten vorbei in Richtung Toyosu und direkt auf unseren weithin sichtbaren Bunker zu.

 

Sayonara

 

Jack san

 

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18. November 2008 2 18 /11 /November /2008 07:13
Konnichi wa,
unterschiedlicher könnten die Kulturen nicht sein. Kaum am Flughafen angekommen stellte ich mich als ordentlicher Japaner in die Reihe um mit dem Taxi zum Best Western Hotel auf Taipa - der Nachbarinsel von Macau zu gelangen. In dem Moment als mehrere Taxis ankamen stürmten alle über die Absperrung um sich nahezu um ein freies Taxi zu schlagen. Willkommen in China dachte ich mir. Erst als mehrere Beamte das Chaos regelten kam einer nach dem Anderen dran. Mein chinesischer Taxifahrer war so sauer, dass ich nur die kurze Strecke zum Hotel wollte, dass er mit quietschenden Reifen wie beim Grand Prix durch Taipa raste. Klatsch nass - einmal wegen der Temperatur - und weil ich nicht sicher war ob ich aus diesem Karren lebend wieder rauskomme erreichte ich glücklich das Ziel.
Die Hotelangestellten ignorierten mich völlig und niemand grüsste auch nur. Auf dem Weg zum Check in überrollte mich eine Gruppe Koreaner und bahnten sich ihren Weg mit ausgefahrenen Ellbogen - natürlich keine Entschuldigung. Nach längerer Zeit war ich dran und ohne ein Wort zur Begrüssung wurde ich um meine Kreditkarte gefragt. Zimmerschlüssel und Nummer - das reicht doch wohl! Am Fahrstuhl angekommen blockierten die Koreaner alle Fahrstühle und checkten tatsächlich nicht dass man nach oben drücken muss wenn man da hin will. Gerne übernahm ich das und ohne ein Wort des Dankes oder gar einem Kopfnicken verschwanden sie im Fahrstuhl. Nach 12 Std. Reisezeit fiel ich sofort in einen tiefen Schlaf nicht ohne zuvor nochmals den Kopf zu schütteln über die Erlebnisse des Tages.
Der Frühstückskellner wünschte natürlich keinen guten Morgen sondern blökte nur Voucher? Ich lächelte ihn an und begrüsste ihn höflich und übergab mit 2 Händen und einem Kopfnicken die Gutscheine - null Reaktion. Nicht mal eine Miene verzog er. Die Damen, die die Tische abräumten schienen stumm und verrichteten ihren Dienst. In Japan bekommen wir vor jedem Essen ein Erfrischungstuch hier nix. Habe ich eigentlich bereits erwähnt, dass ich es hasse in dreckigen Kloos in der Pisse zu stehen? Hier normal - in Japan undenkbar. Manchmal regen die Japaner mich auf wenn sie so langsam und unsicher auch unentschlossen vor mir her laufen - jetzt merkte ich wie rücksichtsvoll und aufmerksam sie doch sind. Alle achten sich gegenseitig und passen aufeinander auf. Hier ist sich jeder der Nächste und nimmt sich einfach was er will - braucht oder kriegen kann. Im Restaurant setzte sich doch glatt einer ohne zu fragen mit an meinen Tisch. Im Flugzeug liest mein Spielsüchtiger Nachbar die Zeitung als wenn er 3 Sitzplätze bezahlt hätte. Wie schön die Japaner doch die Zeitung in der Mitte falten um ihre Nachbarn nicht zu belästigen. Am Zebrastreifen die Strassen von Macau zu überqueren ist selbst für einen erfahrenen Grossstädter eine Mutprobe. Der mit den besseren Nerven oder auch der Stärkere gewinnt. Auf der Strasse oder dem Gehweg überall Kaugummis und Dreck und gerempelt und gedrängelt wird ohne Rücksicht oder Entschuldigung. In den Bus einsteigen geht nur Hemdsärmelig.
Im Vorbeigehen sehen wir immer wieder in die Restaurantküchen. In Deutschland oder Japan würden sie alle sofort dicht gemacht. Aber wenn man bereit ist etwas Geld auszugeben isst man hervorragend. Der Unterschied ist aber der Aufwand mit dem gekocht wird und mit welchen Zutaten - was die Chinesen alles essen das bekommen in Japan noch nicht mal die Hunde. Sie lieben ihr Haustier schliesslich. Vom Schweineohr bis zu ausgekochten Hühnerkrallen - süsse Bohnensuppe und Kokosmilch mit Gelee zum Dessert. Am Foodfestival unter dem 332m hohen Fernsehturm konnten wir alle Köstlichkeiten testen und wir bekamen sogar gratinierte Austern. Bis auf die grausamen Desserts war’s lecker. Die Tische quollen aber vor Müll über und einen Platz musste man sich erkämpfen. Aber welch Kulisse direkt am Meer bei 27 Grad und die flackernden Kolosse der Spielkasinos im Hintergrund. Das Highlight war dann noch das Feuerwerk, das sich im Tower spiegelte. Sensationell! Trotzdem Chinesen halt - der eine beisst in seine Stäbchen um das Essen mit den Fingern weiter zu zerteilen - der nächste bohrt dazu in der Nase - wieder ein Anderer niesst erst ohne die Hand vorzuhalten und Kotzt dann auf die Strasse. Da weiss ich doch wieder was mich zu Hause erwartet. Gepflegte, gut gekleidete Menschen die Wohl erzogen sind und kultiviert sind.

Auf Grund der Finanzkrise sind die Kasinos leer und einer der Englishman den wir zufällig in der Kneipe getroffen hatten berichtete, dass bereits 300 Mitarbeiter aus dem Venetian entlassen wurden. Er schliesst noch den letzten Bauabschnitt ab und muss sich dann auch einen neuen Job suchen. Die Portugiesen bekommt man fast nicht mehr zu Gesicht. Alles fest in chinesischer Hand. Nachdem wir uns die Stadt zu Fuss erkundet hatten und so ziemlich alle Ecken gesehen hatten wagten wir uns nach dem klasse Besuch beim 1. Macau Oktoberfest im Mandarin Oriental ins MGM Kasino. Riesig, gigantisch, prunkvoll, faszinierende Architektur - aber leer und ein seelenloser Ort mit seelenlosen Menschen die dem Spiel verfallen sind. Wir besuchten lieber die Kneipen nebenan mit schrillen Girls, auffällig vielen Transen und da ja Grand Prix war auch ein Haufen Biker oder Mechaniker. Null Problem mit dem bis zur 5. Runde Führenden zu schwätzen und ein Bierchen zu trinken. Am Oktoberfest hatten wir bereits Kontakt mit dem BMW Werksteam. Ein Traum.

Die Rennen verfolgten wir von der Terrasse des Hotels und das exklusiv für uns und danach besuchten wir die Box des österreichischen YART Teams und konnten mit den von Mandy dem Teamchef gesponserten Fahrerlagerkarten alles live und hautnah miterleben. Der Werksseat vom Weltmeister wäre mir fast über die Zehen gefahren - nur GEIL !
Das unglaubliche Vergnügen neben Guy Martin dem englischen Matador zu stehen während er fachsimpelt vergesse ich nie. Leider fielen Beide Fahrer vom Team innerhalb einer Runde aus - aber sie haben ein weiteres Macau Event ueberlebt - wir auch.........

Sayonara

Jack san

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5. November 2008 3 05 /11 /November /2008 08:36

Konnichi wa,

 

wir lesen jeden Tag die Financial Times und die englische Variante des Daily Yomiuri – eine der meist gelesenen Zeitungen in Tokyo. Seit einiger Zeit fällt mir auf, dass immer wieder teils ganzseitige Anzeigen vom Japan Ad Council (Kōkyō kōkoku kikō) geschaltet werden. Diese fallen alleine schon wegen dem Comic auf und so begutachtete ich die Anzeige einmal näher.

Das Ad Council ist keine Regierungsorganisation sondern eine nicht kommerzielle, private Organisation die 1971 gegründet wurde. 1300 Mitglieder zahlen Beiträge und spenden auch noch kräftig und so ergibt sich eine Kampfkasse von sage und schreibe 60.4 Milliarden Yen. Ich habe mich nicht verschrieben! Damit lässt sich doch allerhand anfangen. Unter Anderem eben diese Kampagne. So gut ich kann habe ich diese Anzeige übersetzt und füge dem nichts hinzu. Bildet euch selbst eine Meinung.

 

Dieser Auszug stammt aus dem berühmten Comic ‚Sanchome-no Yuhi’

 

In dem Comic baden Vater und Sohn miteinander. Der Sohn jammert, dass es schmerzt wenn der Vater zu sehr schrubbt. Der Vater sagt: Du bist ein Mann  - Du solltest wegen so einer Kleinigkeit nicht jammern.

 

 

 

 

 

 


Zurrück zu der Art wie wir waren

 

Das populäre Comic ‚ Sanchome-no Yuhi’ beschreibt das Leben in Japan in den 50er Jahren. Es erfasst eine Zeit als wir von unseren Vätern lernten die auch unsere Vorbilder waren.

Die Menschen in unserer Umgebung – unsere älteren Brüder, sogar die ältere Nachbarin von nebenan – lehrten uns Lektionen über das Leben.

Wir mögen arm gewesen sein – aber wir fühlten einen starken gegenseitigen Zusammenhalt.

 

Heute scheint es, dass wir diese wertvollen Beziehungen die wir früher fühlten verlieren. Es ist an der Zeit uns daran zu erinnern, dass wir uns gegenseitig erziehen und wir durch andere Menschen wachsen. Ja – die Zeiten ändern sich. Aber lasst uns bemüht sein um sicher zu stellen, dass die guten Dinge von Früher weiter leben als ein wichtiger Teil von dem wie wir Heute sind.

 

Erschienen im Daily Yomiuri vom 22.Okt. 2008 - übersetzt aus dem Englischen von mir.

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29. Oktober 2008 3 29 /10 /Oktober /2008 06:08

Konnichi wa,


aus unsrerem lange geplanten 9 tägigem Herbsturlaub wurde dann doch ein üppiger japanischer Jahresurlaub mit sage und schreibe 3 Tagen. Um diesen einen Tag mussten wir auch noch kämpfen und von Freitag auf Montag verschieben. So ein japanischer Angestellter muss schliesslich für die Firma die ihn füttert da sein. Ist er auch. Auf Grund fehlender Lohnfortzahlung sparen sich alle den Urlaub auf falls sie mal krank werden. Susanne muss nicht so weit denken – da denken schon andere mit.
Diesmal hatte ich eine englische Homepage der Autovermietungen gefunden um einen Leihwagen zu organisieren. Provisionsfrei, billiger und auch viel näher da! Das Hotel war da etwas mehr Herausforderung, da jetzt alle Tokyoties im Herbst übers Wochenende in die Berge fahren um die einmalige Verfärbung des Herbstwaldes zu bestaunen. Kilometerlange Staus und ausgebuchte Hotels sind die Folge. Gott sei Dank sind wir nicht mit der Herde gezogen und auf die Halbinsel  Chiba nur 120 km von Tokyo entfernt gefahren. Total daneben – da fährt man doch im Sommer hin. Wir hatten Glück und sind mit unserem günstigen Leihwagen – ein Nissan March – von der Mazda Autovermietung !? in Richtung Südspitze der Halbinsel los gezogen.
Zuerst die Aqualinie direkt am Pazifik entlang und dann in den s.g. Tokyowan, den unglaublichen Tunnel, der unter der Bucht von Tokyo zur Halbinsel hinüber führt. In der Mitte ist eine künstliche Insel angelegt ab der eine Brücke weiter führt. Für nur 30 US$ Maut darf man oneway durch fahren. Ein tolles Erlebnis. Dann ging es auf der Landstrasse immer am Pazifik entlang an Surfern, Paraglidern, Anglern, Fischern, Kajak Begeisterten vorbei in Richtung Hotel. An einer Landzunge entdeckten wir dann eine Aussichtstreppe -Made in Japan- denn nur hier fällt einem so was ein. Treppen mit Treppen verbunden und führen in Schwindel erregende Höhen hinauf zur nächsten Treppe. Verrückt.


Beeindruckend die vielen kleinen Fischerhäfen und die davor liegenden Muschelbänke und Algenfarmen die Sandbänke entlang. In einem direkt am Meer gelegenen Fischrestaurant stärkten wir uns mit leckerem Sashimi in einem Boot serviert und weiter gen Süden. Leicht bewölkt zeigte sich die Landschaft immer noch richtig grün und keine Spur vom Herbst. Gut dass wir nicht in die Berge gefahren sind. Das Hotel fanden wir auch gleich, nachdem uns der nette Portier vom falschen Hotel auf die Sprünge geholfen hatte. Ich wollte mein Auto auf einem selbst ausgewählten Parkplatz parken – ich hätte es eigentlich schon besser wissen müssen – aber sofort stürzte jemand herbei und lotste mich wieder hinaus um das Auto dann selbst korrekt zu parken. Die Angestellten überschlugen sich und wir kamen aus dem Verbeugen gar nicht mehr heraus. Unfassbar mit welcher Hingabe aber auch Demut diese Menschen dienen – ja sie dienen wirklich. Mich erinnert das an den Feudalismus zu Königs Zeiten. Mir ist das zu viel. Kein Mensch muss sich wegen mir in den Staub schmeissen und den Boden küssen – aber so wollen es die Japaner. Man muss ja den sozialen Unterschied merken. Deshalb ist hier die Kleidung, jedes Accessoire, die grösse des Autos noch viel wichtiger als in Deutschland. Hier gibt es immer eine klare Rangordnung. Deshalb nennt sich unser Zahnarzt auch Präsident.
Nach einem leckeren Erfrischungstee  wurden wir zum Zimmer geleitet und brav zogen wir die Schuhe aus um den mit Tatamimatten ausgelegten Raum zu betreten. Die Stühle hatten keine Beine, beim Tisch schienen sie abgesägt und es gab kein Bett, dafür einen Stuhl vor dem extrem niedrigen Waschbecken und einen Hocker zum Duschen. Auf diesem sitzt man und übergiesst sich mit einer Tupperschüssel mit Wasser um denn bereits gereinigt in die heisse Badewanne zur Entspannung zu steigen. Der Duschschlauch ist nur Deko. Das Abendessen bekamen wir auf unser Zimmer serviert und der Tisch bog sich vor reichhaltigem Essen und üppiger Auswahl. Alles sehr lecker und der Wirt erklärte uns mit schlechtem Englisch was welche Komposition zu bedeuten hat. Ein Gläschen trockener Reiswein dazu und ein Bier aus der Minibar rundeten das Ganze ab.
Dann kam der Housekeeper und räumte den Tisch weg und holte aus dem Schrank die gerollten Reismatten und die Bettwäsche heraus und bereitete unser Schlafgemach. Mir taten bereits die Fersen weh und Susanne wusste nicht mehr in welcher Position sie buckeln sollte. Für uns doch recht ungewohnt immer am Boden rum zu krabbeln. Das Bett war recht hart – aber nicht unbequem – und so verbrachten wir eine angenehme Nacht.


Das Frühstück wurde in einem separaten Raum serviert. Von Seidenschals abgetrennt zum nächsten Tisch bekamen wir allen möglichen rohen Fische und Salate, Meeresgetier, Suppen und Reis mit Soja und fühlten uns wie die Maharadschas in einer früheren Zeit. Mir zu viel Fisch zum Frühstück – Susanne auch. Und zu roh um diese Tageszeit. Also bestellten wir für den Tag darauf Western Style. Schade eigentlich! Der sonnige Tag am Meer war herrlich und wir besuchten noch das Aquarium mit Showeinlagen vom Wal und Seehunden. Wirklich beeindruckend – aber die Amis beherrschen die Show bei weitem perfekter. Am Abend gab es dann wieder zwischen den wundervollen Seidenschals ein Fischmenü. Unter Anderem mit Sashimi von der Wasserschnecke und gegrillte Schnecke – das war nicht nur Susanne zu viel…….mir nach dem probieren auch. Nach unserer Heimreise am nächsten Tag hatte sich Susanne Steak und Salat gewünscht und wir haben den ganzen Abend von der umwerfenden Freundlichkeit des Personals und von unserem Geschenk der Hotelchefin geschwärmt. Ryokan buchen wir wieder.


Sayonara


Jack san


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21. Oktober 2008 2 21 /10 /Oktober /2008 04:07

Konnichi wa,

 

Susannes halbjährliche Zahnreinigung stand wieder an und so schaute ich mich in der Gegend um ob ich nicht so etwas wie eine Zahnarztpraxis finde. Bei meinen Einkaufstouren mit dem Kawasaki Radl war mir bereits ein Laden aufgefallen mit einem riesigen Zahn in der Auslage. Also nix wie rein in den Laden und die freundliche Dame am Empfang gefragt ob sie Zahnreinigungen anbieten und was das kostet. Leider verstand sie kein Wort und ich auch nicht und so unterbrach sie kurzerhand den Zahnarzt während er eine Patientin betreute. Diese blieb mit offenem Mund im Behandlungsstuhl liegen und der Chef persönlich nahm sich für mich Zeit. Mr. Kenzo Nishiyama sprach recht ordentliches Englisch und so war es kein Problem alle Informationen zu bekommen. Susannes allerbeste Sekretärin Chie machte einen Termin aus, da Susanne ebenso wie ich am Empfangspersonal scheiterte.

Eine Woche später fand der Termin statt und Susanne war sehr zufrieden mit der Behandlung. Mr. Nishiyama nahm sich auch noch für die neue Patientin Zeit und erklärte ihr, dass er der Präsident der Zahnarztpraxis sei und auch an einer Klinik in Ginza Implantate einsetzt. Im Verlauf des Gespräches kam auch noch seine Frau dazu und stellte sich vor und sie erzählten, dass sie ein Jahr in Deutschland zu Studienzwecken gelebt hatten. Frau  Nishiyama ist Opernsängerin und so bekamen wir kurzerhand 2 Freikarten für Sonntag Abend in Yokohama in der Minato Mirai Hall. Das war eine echte Überraschung! Wirklich sehr nett!


Am Samstag Abend besuchten wir endlich das klasse Restaurant direkt unter der Nihombashi Bridge in das wir schon länger gehen wollten. Aber es war immer ausgebucht, da das Ambiente unter der Brücke direkt am Sumida River bei Live Jazz ein echter Publikumsmagnet ist. Leider verläuft die Stadtautobahn direkt über dem Fluss – was aber nur uns Gaijins stört.

Wir wurden von einer jungen Kellnerin freundlich in Empfang genommen und zu einem Tisch in erster Reihe am Fluss und direkt bei der Musik gebracht. Dank Chie hatte die Reservierung auch geklappt. Da die nächtlichen Temperaturen mittlerweile auf ca. 18°C fallen waren Heizstrahler aufgestellt und riesige Gasfackeln tauchten diesen wunderbaren Ort in ein heimiliges, romantisches Licht. Wir gönnten uns erst Mal ein Gläschen Schaumwein und schauten in die Karte. Wie zu erwarten endeten wir wieder einmal lost in translation. Die super Kellnerin fragte uns auf Englisch ob wir hungrig sind und ob wir irgendetwas nicht essen können und bot uns an ein Menü zusammen zu stellen. Dies nahmen wir dankend an und freuten uns auf jeden leckeren Gang der da überraschender Weise kam. Grüne Blätter in Salz, Sashimi auf Eis, gebratene Minifischlein auf Algen, etwas Sushi zwischendurch, hauchdünne Rindfleischscheiben nur für Sekunden gebraten, ein Süpplein mit Nudeln und und und ……und dazu einen Australischen Riesling. Alles perfekt zubereitet und geschmacklich sensationell. Zum Schluss noch ein Gläschen oder besser gesagt ein Mini Porzellan Schüsselchen Reiswein und dazu eine Wolldecke, dass wir auch nicht erfrieren mussten bei diesen arktischen Temperaturen. Was für ein gelungener Abend und etwas Abwechslung für meine gestresste Frau. Ein Abend zum Niederknien.

Susanne durfte nach dem Klasse sonntäglichem Konzert am Montag wieder buckeln gehen und ich hatte die Chance das herrliche Herbstwetter bei 24°C und nur 45% Luftfeuchtigkeit zu geniessen. Also gleich in der Früh ab in die Lederkombi und rauf auf den Tohoku Expressway, der sich in ca. 30m Höhe wie eine Schlange durch die Stadt windet. Keine Ampeln und Kreuzungen und nach nur 700 Yen Mautgebühr war ich schnell aus der Stadt draussen. Die17er Landstrasse kostete da schon mehr Zeit und Geduld und für die Paar Kilometer brauchte ich dann länger als für die 50 km vorher. Diese ewigen Ampelschaltungen an denen ich mittlerweile den Motor ausschalte kosten tierisch Zeit und nerven total. Nach ca. 70 km erreichte ich den Honda Airport an dem Honda seinen Minijet entwickelt hat gerade als ein Zeppelin der für die Mobilfunkfirma Docomo fliegt landete. Toll – so etwas hatte ich noch nie gesehen und es rückte dann auch gleich ein Tanklastzug an, der das Fluggerät bei laufenden Motoren betankte. Dies entschädigte mich ebenso wie die nebenan veranstalteten privaten Autorennen dafür, dass ich wieder nicht auf die Supermoto Strecke konnte. Überraschung – wieder gesperrt. Aber es liegt ja an mir, dass ich nicht herausfinden kann wann man denn nun eigentlich fahren darf. Verstehen kann ich aber nicht wofür der ganze Aufwand wenn niemand die Strecke nutzt!?

 

Sayonara

 

Jack san

 

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28. September 2008 7 28 /09 /September /2008 12:01
Konnichi wa,

das Handy bimmelte erneut und Susanne teilte mir mit, dass sie nun nicht mehr lange arbeiten würde. Es war bereits 14:00 Uhr und Samstag und seit heute Früh kämpften die Sumo Ringer ohne uns. Wir wollten eh nicht den ganzen Tag zusehen und je weiter die Zeit fortschritt desto qualifizierter waren auch die Sumoringer und umso interessanter waren auch die Kämpfe.
Zuerst beginnen immer die Anfänger und am Schluss kämpfen die Yokuzuna also die Grossmeister, die dies ihr Leben lang auch bleiben. Wenn sie allerdings nicht mehr gewinnen wird von Ihnen erwartet, dass sie freiwillig die aktive Laufbahn beenden. 15:30 Uhr und endlich meldete sich Susanne erneut. Sie fährt jetzt los! Ich begann gleich die Tasche zu packen mit Fressalien, ein Paar Bier, Stäbchen und den sich selbst aufblasenden Sitzkissen von Thermarest. Total gestresst kam Susanne an und wir diskutierten ob wir ein Taxi oder doch besser die U-Bahn nehmen sollten. Wir entschieden uns bereits im Laufschritt unterwegs für den öffentlichen Verkehr. Das Taxi währe eh nur im Stau gestanden. In der U-Bahn studierten wir nochmals den Zeitplan der Veranstaltung und überlegten ob wir nicht besser wieder nach Hause fahren sollten um Susannes Koffer zu packen für ihren Trip zur Budgetpräsentation in Hong Kong.
Laut Plan wäre der letzte Kampf um 5:00 Uhr gewesen – also gerade wenn wir angekommen wären in Ryogoku im sogenannten Kokugikan dem speziellen Sumo Stadion. Dieses ist direkt neben dem Edo Museum und hat genauso eine seltsame Architektur. Es ist exakt viereckig und nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet, die auch innen zur Orientierung dienen und am Ring eine Rolle spielen. Mit dem Radl war ich ja bereits da und so wusste ich, dass man von der U-Bahn einen direkten Zugang hat. Leider benutzten wir den am weitest entfernten Ausgang und so mussten wir auch noch um das gesamte Museum herum rennen. Aber geschafft – kurz vor 17:00 Uhr und auf der Strasse begegneten uns schon Sumoringer im Sommerkimono auf dem nach Hause Weg. Überall standen freundliche Damen und wiesen uns den Weg und nach ein Paar Stufen erblickten wir den Ring.

Ein Kampf war auch noch im Gange und leider konnten wir unseren Platz nicht finden, der nach der Himmelsrichtung eingeteilt ist. Also gibt es 4 x einen Eingang 5 zu dem wir sollten. Ich blieb stehen und Susanne ging nochmals zu einer der hilfreichen, freundlichen Damen und fragte nach unseren Plätzen. Sie rief mich und die Dame wollte uns zum Platz begleiten. Doch dann warf sie einen Blick auf unsere Karten und sagte es ist Catering inklusive und wollte uns gleich zum Ausgabeschalter begleiten. Daraufhin sagte ich ihr, dass wir doch lieber direkt zu unsren Plätzen möchten und die Kämpfe ansehen wollten. Dies ignorierte sie höflich und wollte zum Schalter eilen. Erneut wies ich darauf hin doch lieber gleich rein zu gehen und wir verzichten auf unsere Bentoboxen – so heissen hier die Plastikboxen mit einem ganzen Menü gefüllt zum Mitnehmen. Wiederum ignorierte sie mein Anliegen und da ist mir dann der Kragen geplatzt: Nein! Wir gehen jetzt auf direktem Weg zu den Plätzen – verdammt noch mal! Susanne sah mich strafend an und sagte, dass ich gefälligst höflich bleiben sollte – aber jetzt war ich total angefressen ob dieser Ignoranz!!! Trotzdem wurden wir zu unseren Plätzen begleitet und ich hinterliess einen schlechten Eindruck und die Lady hat sich bestimmt gedacht dass der Gaijin (Ausländer) das Letzte ist. Das war mir echt egal und so konnten wir den letzten Kämpfen noch zusehen und zu Futtern hatte ich ja genug dabei.

So ein Kampf dauert meistens nur Sekunden und weitaus länger sind die Sumo damit beschäftigt einen Schluck Wasser zu trinken, Salz in den Sand des Ringes zu werfen oder sich gegenseitig zu beschnuppern und mit den Füssen zu stampfen. Dies machen sie um die bösen Geister zu vertreiben. All das erinnert mich an 2 Hirsche in der Brunftzeit oder an Gorillamännchen, die sich ebenso wie die Sumo auf die Brust trommeln um den Gegner zu beeindrucken. Der Topkampf war dann mit dem Bulgaren Kotooshu der Meister ist und als einziger Ausländer so einen hohen Rang erreicht hat. Die Beiden Russen wurden beim Kiffen erwischt und vor kurzem vom Verband ausgeschlossen. Der Japaner war aber unglaublich stark und hat diesen 204m und 143kg Mann einfach hochgehoben und aufs Kreuz gelegt. Verloren hätte er auch schon wenn sein kleiner Finger den Boden berührt hätte – aber das war wirklich niederschmetternd im warsten Sinne des Wortes. Langsam entspannte sich Susanne bei einem Bier und saueren Nudeln und ich war auch wieder versöhnt bei solch attraktiven Kämpfen. Zum Schluss wurde noch ein Bogentanz aufgeführt und schnell leerten sich die Ränge.
Auf unserem Weg nach Hause hielten wir noch im Hafen an und hörten einer mässigen Boy Group zu und zum krönenden Abschluss des Abends gab es noch ein kleines Feuerwerk mit der Rainbow Bridge im Hintergrund. Noch schnell gepackt, schnell geschlafen und schnell nach Hong Kong………

Sayonara Jack san

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